
Thunfisch, Atlantischer Blauflossenthun
Thunnus thynnus
- Mittelmeer FAO 37Reusen/Fallen (Almadraba, traditionelle Methode)
- Mittelmeer FAO 37Handleinen und Angelleinen (handbetrieben)
- Atlantik und MittelmeerPelagische Langleinen
- AquakulturMast
Biologie
Der Atlantische Blauflossen-Thunfisch oder Rote Thun (Thunnus thynnus) ist ein Spitzenprädator, der bis zu 40 Jahre alt, über 600 Kilogramm schwer und etwa 4 Meter lang werden kann, obwohl er meist bei einer Länge von 1 bis 2 Metern gefangen wird. Er legt im Meer weite Strecken zurück und kann seine Körpertemperatur um mehrere Grad über der Umgebungstemperatur halten. Dieser Raubfisch jagt andere Schwarmfische wie Sardellen, Sardinen und andere kleine pelagische Fische, aber auch Tintenfische und Krebstiere. Es wird zwischen zwei Beständen unterschieden: einem ostatlantischen und Mittelmeer Bestand, sowie einen westatlantischen Bestand, zwischen denen es zu Vermischung kommt.
Bestandssituation
Jahrhundertelang haben Küstengemeinden den Roten Thun gefangen, als dieser zum Laichen ins Mittelmeer wanderte. Doch der Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Sushi in den 1980er und 1990er Jahren führte zu einem dramatischen Rückgang, der die Art an den Rand des Aussterbens brachte. 2006 wurden endlich dringend erforderliche Managementmassnahmen ergriffen, darunter eine drastische Beschränkung der Zahl der Fangschiffe, strenge Fangquoten und die Bekämpfung der grassierenden illegalen Fischerei. Dank dieser Massnahmen begannen die Bestandszahlen zu steigen.
Fast 20 Jahre nach Beginn der Umsetzung des Wiederaufbauplans zeigen die letzten beiden Bestandsabschätzungen, dass der Rote Thun im Ostatlantik und im Mittelmeer nicht mehr überfischt ist. Das stellt einen grossen Erfolg für den Artenschutz dar. Die Fangquoten werden an den Bestandszustand angepasst, ein wirksames Instrument für ein nachhaltigeres Management. Zum Zustand des westatlantischen Bestands herrscht noch Unsicherheit, aber es ist unwahrscheinlich, dass er überfischt ist. Die steigenden Meerestemperaturen sorgen jedoch für eine ungewisse Zukunft: es wird bereits beobachtet, dass der Rote Thun zu ungewöhnlichen Nahrungsgebieten wandert.
Auswirkungen der Fang- und Produktionsmethoden
Sowohl die traditionelle Fischerei mit Fallen („Almadraba“ oder „Tonnara“) als auch die Handleinen- und Angelfischerei sind selektive Fangmethoden mit nur minimalen Auswirkungen auf die Meeresumwelt. Pelagische Langleinen hingegen verursachen grosse Mengen ungewollten Beifangs. Der Grossteil des atlantischen Roten Thuns wird jedoch mit Ringwaden gefangen und direkt zu Mastbetrieben transportiert.
Die Thunfischzucht ist eigentlich eine Mast von wild gefangenem Thunfisch, mit sehr hohen ökologischen Folgen. Thunfische aus Ringwadenfischereien werden in offenen Netzgehegen gemästet, bis die Tiere groß und ihr Fettanteil hoch genug ist und sie damit einen höheren Marktpreis erreichen. Dafür werden riesige Mengen Wildfische verfüttert. So wird für die Produktion von einem Kilogramm Roten Thun 15 Kilogramm Wildfisch benötigt. Dadurch kommen bereits überfischte Sardinen- und Sardellenbestände zusätzlich unter massiven Druck. Darüber hinaus verursacht die Thunfischmast auch sehr hohe CO₂-Emissionen.
Der Grossteil des Roten Thuns, der den Markt erreicht, wird mit sehr hohen Umweltauswirkungen produziert. Er sollte daher als seltene Delikatesse betrachtet und bewusst nur aus Quellen mit geringen Umweltauswirkungen bezogen werden.
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